Pink Floyd - The endless river
 

Das ist sie also, die wohl letzte Pink Floyd Platte. Ein letztes Lebenszeichen einer heillos verstrittenen Legende. Die Rede ist von einem musikalischen Schatz, denn die Musik (und ich sage bewusst nicht die Songs) basieren auf musikalischen Fragmenten, die 1993 während der Sessions zum Album "The Division Bell" aufgenommen wurden. Das seinerzeit von David Gilmour, Rick Wright und Nick Mason eingespielte Material wurde in den vergangenen Monaten teils überarbeitet, teils ganz neu eingespielt.  David Gilmour ist mit seiner Stratocataster noch einmal in diesem Synthie Irsinn zu hören. Die plastischen Töne hängen lange in der Luft, die Töne sind klar und eindringlich, so wie man sie immer geliebt hat. Hinzu kommt Saxophon und Klarinette, ungewöhnlich für Pink Floyd und Schlagzeugauftakte, wie man sie zuletzt in dieser Konsequenz in den 80er Jahren gehört hat. Das Album ist fast komplett instrumental und bei allem fachlichen Können, bei aller Genialität dieser Engländer, die zurecht Musikgeschichte geschrieben haben, klingen die Stücke allesamt wie Intros zu etwas großem, was am Ende ausbleibt. Wo ist ein letztes „Shine on your crazy diamond“, das im Intro das verspricht was am Ende herauskommt? Hätte man sich noch einmal versöhnt, sich zusammen gerauft, Texte geschrieben und David Gilmour noch einmal hätte singen lassen, diese Platte wäre groß geworden, denn alle Zutaten sind da. So aber wartet man in fast jedem Song auf den Song. Albern sind natürlich die Bilder in der CD, auf denen  man die Band friedlich wie in einem Wohnzimmer stehen und musizieren sieht. Kein Mensch glaubt, dass dieses Foto jemals entstanden ist. Die Band ist viel zu groß in ihrer musikalischen Urgewalt, als dass sie in ein Wohnzimmer passen würde.
Möglich, dass die Erwartungshaltung an ein Pink Floyd Album nach 20 Jahren zu hoch ist, aber haben sie nicht immer selbst diese Erwartungshaltung aufgebaut?  
Man wartet fast das gesamte Album auf den einen letzten großen Song „Louder than words" „We bitch and we fight, diss each other on sight/ But this thing that we do (...) it’s louder than words“. Getextet wurden diese Zeilen, diese letzten Töne einer einst großen Band  von Polly Samson, der Ehefrau von David Gilmour. Ob man es als Versöhnungsangebot an Roger Waters betrachtet oder es ein letztes größenwahnsinniges Tribut an die eigene Genialität ist, so verabschieden sich Pink Floyd mit diesem Song immerhin würdig.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      

Sehenswert ist übrigens das Video zu dem letzten Pink Floyd Song.
Große Teile des Clips wurden von Regisseur Po Powell am mittlerweile fast ausgetrockneten Aral-See zwischen Kasachstan und Usbekistan gedreht. Ein See, der bis auf 10 Prozent seiner ursprünglichen Menge gesunken ist. Dies hat die gesamte Fischindustrie und ganze Städte zerstört. Hätte es zu Zeiten von „The final Cut“ jenem unterschätzten Untergangsszenarium von Pink Floyd schon diese Videotechnik gegeben, wir könnten bis heute nicht schlafen...

http://youtu.be/Ezc4HdLGxg4

Auf mehreren Deluxe CD Varianten und auf Vinyl erhältlich
http://youtu.be/Ezc4HdLGxg4shapeimage_1_link_0
Pink Floyd
Donnerstag, 13. November 2014